Mikronährstoffe in der Wundheilung.
Als Mikronährstoffe bezeichnet man Nährstoffe, die der Körper in verhältnismäßig geringen Mengen benötigt. Im Gegensatz zu Makronährstoffen liefern sie keine Energie, sind aber dennoch für die Aufrechterhaltung des Zellstoffwechsels entscheidend, insbesondere während der Wundheilung.
Im Allgemeinen werden Mikronährstoffe in organische Verbindungen (Vitamine) und anorganische Verbindungen (Mineralstoffe und Spurenelemente) unterteilt.
Vitamine sind essentielle Verbindungen, die der Körper nicht oder in nicht ausreichenden Mengen herstellen kann und daher mit der Nahrung zuführen muss. Bei der Wundheilung sind vor allem die Vitamine C und D von funktioneller Bedeutung.
Spurenelemente, deren Gehalt im Gewebe unter 50 ppm beträgt, und Mineralstoffe wie Magnesium beeinflussen den Heilungsverlauf vorwiegend als Bestandteile (Kofaktoren) von Enzymen, die an der Wundreparatur beteiligt sind. Zu den wichtigsten Spurenelementen im Kontext der Wundheilung zählen Zink und Kupfer.
Vitamin C.
Das wasserlösliche Vitamin C (Ascorbinsäure) wird bei der Wundheilung für die Ausbildung von stabilen Kollagensträngen und somit für die Festigung des neu gebildeten Gewebes benötigt.
Hierbei ist Vitamin C an einer enzymatischen Modifikation des Kollagens beteiligt. Dieser entscheidende Schritt in der Kollagensynthese führt zu einer Quervernetzung und Festigung der Kollagenstruktur. Ein Mangel an Vitamin C resultiert in einer verminderten Kollagenstabilität und einer Verzögerung der Wundheilung.
Neben diesen Kollagen-festigenden Eigenschaften wirkt sich Vitamin C auch positiv auf die Immunabwehr aus und schützt vor Wundinfektionen. Es erhöht die Aktivität von weißen Blutzellen (Leukozyten), welche eingedrungene Mikroorganismen im Wundgebiet aufspüren und zerstören.
Weiterhin unterstützt Vitamin C die Wundheilung als hochwirksames Antioxidans, das reaktive Sauerstoffspezies, sogenannte freie Radikale, abfängt und unschädlich macht. Freie Radikale werden im Wundheilungsprozess vermehrt gebildet und wirken stark zellschädigend.
Vitamin D.
Vitamin D3 ist eines der fünf fettlöslichen Vitamine der D-Gruppe, das bei der Wundreparatur für viele Funktionen benötigt wird. Dabei übernimmt es vorrangig Aufgaben in der Immunabwehr, indem es die Produktion des antimikrobiellen Peptids Cathelicidin anregt. Antimikrobielle Peptide wie Cathelicidin agieren als Art körpereigene Antibiotika, die Bakterien binden und neutralisieren können. Darüber hinaus stimuliert Cathelicidin die Vaskularisation (Blutgefäßbildung) und den Wundverschluss (Epithelialisierung). Durch die Induktion der Cathelicidin-Produktion spielt Vitamin D3 somit eine wichtige Rolle im Schutz vor Wundinfektionen.
Vitamin D3 kann vom menschlichen Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst hergestellt werden. Da bei den meisten Menschen die Sonnenexposition jedoch unzureichend ist und Lebensmittel keine nennenswerten Mengen dieses Vitamines enthalten, kommt es bei einem Großteil der Bevölkerung zu einer Mangelversorgung. Eine Unterversorgung mit diesem Vitamin erhöht das Risiko von Wundinfektionen und verzögert die Wundheilung.
Zink.
Im Kontext der Wundheilung ist Zink das bekannteste und am besten erforschte Spurenelement. Als Kofaktor von über 300 Enzymen ist es für eine Vielzahl von Stoffwechselreaktionen unentbehrlich. Beispiele von Zink enthaltenden Enzymen, die in verschiedenen Prozessen der Wundreparatur eine bedeutende Rolle spielen, sind Enzyme der Kollagenbildung, Metalloproteasen (für den Umbau von Bindegewebe) sowie Enzyme der DNA- und Proteinsynthese (für die Zellteilung). Weiterhin stärkt Zink die Immunabwehr und ist Bestandteil des antioxidativen Schutzsystems, das Zellen vor einer Zerstörung durch reaktive Sauerstoffspezies schützt.
Ein Zinkmangel beeinträchtigt die überaus wichtigen Funktionen jeder dieser Enzyme und führt letztendlich zu einer Verzögerung der Wundreparatur. Unter Zinkmangel sind Kollagensynthese und Zellteilung vermindert, was eine geringere Wundstärke und einen verzögerten Wundverschluss nach sich zieht. Des Weiteren wird die körpereigene Immunabwehr durch eine Unterversorgung mit Zink negativ beeinflusst und die Anfälligkeit für Wundinfektionen ist erhöht.
Kupfer.
Kupfer ist als wertvolles Spurenelement an einer Vielzahl von Körperfunktionen beteiligt und übt auch im Kontext der Wundheilung einen positiven Einfluss aus.
Ähnlich zu Arginin wurde für Kupfer ein stimulierender Effekt auf die VEGF–Bildung durch Keratinozyten (Hautzellen) nachgewiesen. VEGF (vascular endothelial growth factor) ist ein Wachstumsfaktor, der induzierend auf die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) wirkt.
Darüber hinaus hat Kupfer auch wichtige Funktionen in der Remodellierungsphase der Wundheilung, in der ein langsamer Umbau des Bindegewebes unter Bildung von stabilem Kollagen erfolgt. In dieser Phase gewährleistet Kupfer die optimale Funktionsweise der Lysyloxidase, einem Enzym, das für die Quervernetzung und damit für die Stabilität von Kollagen verantwortlich ist.
Weiterhin verfügt Kupfer über antioxidative Eigenschaften und fördert die Wundkontraktion und den Wundverschluss.